Samstag, 18. Juni 2016

[Rezension] Being Beastly - Der Fluch der Schönheit von Jennifer Alice Jager

Die Autorin: Jennifer Alice Jager
Dt. Titel: Being Beastly - Der Fluch der Schönheit
Dt. Erstausgabe: 02.06.2016
Verlag: Impress
Format: eBook
Seitenzahl: 294
Preis: 3,99 €

Als die schöne Valeria erfährt, wen sie heiraten soll, ist ihr wohlbehütetes Leben auf einen Schlag vorbei. Um den jungen Grafen Westwood ranken sich Schauergeschichten von einem Fluch und ihr neues Heim gleicht eher einer Ruine als einem herrschaftlichen Herrenhaus. Auch Westwood selbst benimmt sich ihr gegenüber mehr wie ein eiskaltes Biest und nicht wie der Mann von Stand, der er eigentlich sein sollte. Doch dann stößt Valeria in einem verstaubten Raum auf magische Windlichter, die jedes für sich ein Geheimnis bergen. Sie zeigen Valeria einen ganz anderen Grafen, voller Freundlichkeit und Güte…

Meine Meinung

"Being Beastly - Der Fluch der Schönheit" von Jennifer Alice Jager ist eine spannende Neu-Interpretation des Märchenklassikers "Die Schöne und das Biest".

Märchenadaptionen kann ich bekanntlich nie widerstehen, vor allem nicht, wenn es um mein Lieblingsmärchen geht. Da ich mittlerweile schon einige Versionen davon gelesen oder gesehen habe, habe ich gewisse Erwartungen, bin allerdings aber auch froh, wenn sich die Autoren tatsächlich etwas Neues ausdenken. Die Ansage, dass Jager sich nicht zu genau an die Vorlage gehalten hat, hat mich also eher neugierig als skeptisch gestimmt.

Voller Vorfreude begann ich mit dem Lesen und es fing auch alles sehr vielversprechend an. Der Schreibstil liest sich sehr angenehm und  man spürt, dass sich die Autorin mit Märchen sehr wohlfühlt. Ihr gelingt genau die richtige Mischung aus Jugendbuch und Märchen, was ein exquisites Lesevergnügen ergibt.

Auch die Geschichte war tatsächlich so originell, wie es angekündigt wurde. Oftmals konnte mich Jager sogar überraschen, weil sie sich wirklich sehr weit von der Vorlage entfernt. Das regte zwar meine Neugierde an, aber ich gebe zu, dass ich zwischendrin sehr skeptisch war. Ich konnte mir manchmal einfach nicht vorstellen, wie das Ganze noch zu einem guten Ende kommen soll, aber so konnte ich natürlich auch nie aufhören, zu lesen.

Alles in allem war "Being Beastly - Der Fluch der Schönheit" ein wirklich schöne Märchenadaption, aber ich HASSE Valeria. Für mich ist sie eine furchtbare Protagonistin, eine furchtbare PERSON, deren ach-so-tolle Entwicklung ziemlich unglaubwürdig ist. Ich weiß, viele sehen das anders, aber ich hatte von Anfang Mitleid mit dem armen Lord, der dieses arrogante, undankbare Kind heiraten muss. Sicher, er ist zu Anfang unterkühlt und unnahbar. Eigenbrötlerisch und nicht wirklich gesprächig, aber das gibt Valeria nicht das Recht, ihn nach zwei Tagen zu verurteilen und ihn als Monster abzustempeln, das sie nicht verdient hätte. Dass sie "durchhält", ist auch keine Leistung, denn dabei denkt sie nur an sich selbst und die Art und Weise, wie sie in sein Privatleben eindringt, ist schlicht unmöglich. Mag sein, dass ihre miesen Pläne zum Schluss einem guten Zweck dienen, aber zu Anfang handelt sie stets aus reiner Selbstsucht und das geht gar nicht.

Was mich leider zu besagten Erwartungen führt. Bei einer Märchenadaption kann man ziemlich frei agieren. Manchmal reichen nur wenige Symbole, um eine Verbindung herzustellen und die "Adaption per se" zu legitimieren. Aber man sollte schon den Kern, die Moral eines Märchen einfangen und transportieren und da spielt für mich die Figur "Belle" nun mal die wichtigste Rolle. Belle ist der hellste Stern am literarischen Firmament - mutig, aufopferungsvoll und klug. Doch vor allem lässt sie sich nicht von Äußerlichkeiten blenden und steckt niemanden in eine Schublade. Das ist der Kern eines jeden "Die Schöne und das Biest"-Retellings, denn sonst macht die Liebesgeschichte zwischen Belle und dem Biest keinen Sinn. Da Valeria das komplette Gegenteil für mich ist, verkehrt sie diese Werte und ruiniert für mich jedes Gefühl. Schade.

Fazit

Jennifer Alice Jagers "Being Beastly - Der Fluch der Schönheit" ist eine nette Geschichte, die mir ein paar schöne Lesestunden beschert hat. Der angenehme Schreibstil nahm mich gefangen und ich genoss die perfekte Mischung aus Märchen- und Jugendbuch-Stil. Was sie aus dem ursprünglichen Märchen gemacht hat, ist ziemlich originell und für einige Überraschungen gut - und hätte mich vermutlich komplett überzeugt, wenn es da nicht diese furchtbare Protagonistin gäbe. Sie ist nicht nur eine ätzende Persönlichkeit, sondern ruiniert leider auch völlig den tieferen Sinn des eigentlichen Märchen. Mag sein, dass ich mit meiner Meinung allein da stehe, aber Adaptionen können meinetwegen total verrückt und modern und was auch immer sein, aber die Moral der Vorlage sollte doch irgendwie beibehalten werden. 3/5 Bücher!

Die Autorin

Jennifer Alice Jager begann ihre schriftstellerische Laufbahn 2014. Nach ihrem Schulabschluss unterrichtete sie Kunst an Volkshochschulen und gab später Privatunterricht in Japan. Heute ist sie wieder in ihrer Heimat, dem Saarland, und widmet sich dem Schreiben, Zeichnen und ihren Tieren.

1 Kommentar:

  1. Huhu!

    Mich stört es auch nicht, wenn eine Märchenadaption von der Vorlage abweicht - Marissa Meyer ist da das beste Beispiel dafür, dass das gut funktionieren kann. Aber die Protagonistin klingt ja wirklich furchtbar! :-(

    LG,
    Mikka

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