Dienstag, 16. Dezember 2014

[Rezension] Die Magie der Tausend Welten 01 - Die Begabte von Trudi Canavan

© Penhaligon Verlag
Autorin: Trudi Canavan
Dt. Reihentitel: Die Magie der Tausend Welten
Dt. Titel: Die Begabte
Dt. Erstausgabe: 11/2014
Verlag: Penhaligon
Format: Hardcover
Seitenzahl: 672
ISBN-10: 3764531053
ISBN-13: 978-3764531058
Preis: 19,99 €

Die Leseprobe findet Ihr hier.






Der junge Archäologe Tyen entdeckt ein magisches Buch, in dem seit vielen Jahrhunderten das Bewusstsein einer Frau gefangen ist: Pergama war einst eine talentierte Buchbinderin, bis ein mächtiger Magier sie mit einem Zauber belegte und dazu verfluchte, für alle Zeit das Wissen der Welt in sich aufzunehmen. Und so weiß Pergama, dass Tyens Heimat und allen, die ihm am Herzen liegen, eine schreckliche Katastrophe droht. Allerdings kann sie Tyen nur helfen, wenn es ihm gelingt, den Fluch des Buches zu brechen. Und tatsächlich hat Tyen keinen dringlicheren Wunsch, als Pergama zu befreien – der längst seine Liebe gehört.

Meine Meinung

"Die Magie der Tausend Welten - Die Begabte" ist wieder einmal ein gelungener Trilogieauftakt der talentierten Fantasy-Autorin Trudi Canavan.

Ach, was habe ich diesem Buch entgegengefiebert! Ich habe alle bisherigen Bücher der Autorin förmlich verschlungen und freue mich schon jetzt darauf, irgendwann noch einmal in ihre fantastischen Welten eintauchen zu können. Da ist es wenig verwunderlich, dass sich bei mir nicht nur Vorfreude, sondern auch einiges an Erwartungen angestaut hatte. Zwar wurde ich auch dieses Mal nicht enttäuscht, aber es kam doch ganz anders, als ich es mir je hätte erträumen können. Nicht ganz unschuldig ist dabei der recht schlecht gewählte Klappentext. So Leid es mir auch tut, aber der Schwerpunkt ist dort einfach völlig falsch gesetzt, wodurch selbst unvoreingenommene Leser falsche Erwartungen entwickeln dürften.

So oder so fällt der Einstieg trotzdem leicht, denn Frau Canavan weiß einfach, wie man einen guten Fantasy-Roman zu schreiben hat. Ihr Schreibstil ist wie immer ganz wundervoll zu lesen - lockerer als bei vielen anderen Romanen dieses Genres, aber doch noch "erwachsen" genug. Letzteres richtet sich natürlich vor allem an die Jugendbuch-Leser, die da doch was anderes gewöhnt sind. Ich finde aber, dass gerade für Leute, die nicht so oft zu (High-) Fantasy Romanen greifen, Canavan immer eine gute Option ist. Ihre Beschreibungen sind adäquat, aber nie zu viel, sodass man sich immer ein gutes Bild von allem machen kann, was besonders bei ihren oft ausgefallenen Settings sehr wichtig ist. Erzählt wird die Geschichte im personalen Erzählstil.

Die Charaktere sind ihr wieder gut gelungen, konnten mich dieses Mal aber noch nicht so von sich überzeugen, wie seinerzeit Sonea oder Auraya. Ich muss aber auch gestehen, dass es für mich doch eine ganz schöne Umstellung war, einen Großteil der Geschicht aus der Sicht eines Mannes zu erleben. Nicht, weil ich prinzipiell etwas dagegen hätte, sondern weil man das bei Canavan irgendwie noch nicht so gewohnt ist, wobei ich ganz gerne verdränge, dass sich die Sonea-Trilogie ja die meiste Zeit mit Lorkin befasst.

Nichtsdestotrotz ist Tyen ein ganz wundervoller Protagonist, mit dem ich gerne noch weitere Abenteuer bestreiten möchte. Er ist ein Archäologiestudent und zugleich ein begabter Magier. Letzteres ist ihm natürlich noch nicht ganz bewusst, was aber vor allem daran liegt, dass man in seiner Welt einfach kaum dazu kommt, Magie privat zu benutzen. Er ist intelligent und clever, was ich persönlich sehr wichtig finde. Denn was nützt ihm seine Intelligenz, wenn er sich nicht anzupassen weiß, nicht schnell genug neue Ideen entwickelt oder diese in die Tat umsetzen kann? Zum Glück kriegt er all dies ganz gut hin, wobei ihm natürlich auch mal Fehler unterlaufen, was aber nur menschlich ist. Er ist ein rationaler, bodenständiger Mensch, der alles gerne komplett durchdenkt. Das mag der ein oder andere zwar langweilig finden, aber ich empfand es als eine angenehme Abwechslung, einen Protagonisten zu erleben, der ausnahmsweise mal mit mehr Verstand als Glück durchs Leben geht.

Bei Rielle sah die Sache dann ganz anders aus. Ihr fragt Euch jetzt bestimmt, wer Rielle ist, oder? Und nein, sie ist nicht einfach irgendeine Nebenfigur oder ein möglicher Love-Interest für Tyen. Sie ist die Heldin des komplett anderen Handlungsstranges, der einfach nirgendwo vorher erwähnt wird. Natürlich möchte ich mich nicht nur beschweren und/oder weiter daran hochziehen, denn Überraschungen sind ja meistens was ganz Nettes, aber so ne kleine Vorwarnung wäre in diesem Fall doch echt schön gewesen. 

Na ja, kommen wir zurück zu Rielle. Sie ist das süße, naive Mädchen, das ich am Anfang noch vermisst hatte. Schade nur, dass ich nach Tyen nicht mehr so wirklich Lust auf sie hatte. Sie ist so fromm und brav, dass ich sie am Anfang einfach nur langweilig fand. Natürlich stolpert sie auch mitten in ihr eigenes Abenteuer, aber sie nimmt dabei wirklich jede Falle mit, von denen so viele so vorhersehbar waren.

So stand ich dann also mit zwei komplett verschiedenen Handlungsstränge da, die bis zum Ende scheinbar nichts miteinander zu tun haben und von dem mich der Eine weit mehr interessiert hat als der andere. Versteht mich nicht falsch: die Idee rund um Die Magie der tausend Welten, was man gerade ruhig wörtlich nehmen darf, ist wieder einmal genial. Es ist unmöglich, das große Potenzial zu übersehen, das alldem innewohnt, aber die verzweifelte Suche nach einer Verbindung zwischen Tyens und Rielles Geschichte haben mein Lesevergnügen doch etwas geschmälert. Da das Ende sehr offen ist, kann sich das Ganze jetzt auch in jede Richtung entwickeln, was für die Folgebände, auf die ich mich trotz allem schon freue, natürlich richtig gut ist. Wenn ich mich allerdings nur auf Die Begabte konzentriere, sorgt all das leider für Punktabzug.

Abgesehen davon durfte ich mich allerdings mal wieder an dem Ideenreichtum der Autorin erfreuen. Ich finde es fantastisch, wie sie Magie immer wieder neu interpretiert und mit dem quasi immer gleichem Mittel etwas ganz Eigenes kreiert. Zum Beispiel hatte ich das Gefühl, dass die Welt, in der Tyen lebt, ein wenig vom Steam Punk inspiriert wurde, was wirklich eine positive Überraschung war. Im Gegensatz zu dieser "fortschrittlichen" Welt stand dann die mittelalterlich, religiöse Welt von Rielle, was ein interessanter Kontrast war. So freue ich mich schon sehr darauf, noch viele weitere Welten zu entdecken, immerhin heißt die Buchreihe ja wohl nicht umsonst "Die Magie der TAUSEND Welten", oder?

Das Cover hat nicht wirklich viel mit der Geschichte zu tun, erschafft aber eine nette Verbindung zu ihren anderen Reihen. So werden wahrscheinlich viele Fans der Bücher rund um Sonea direkt drauf aufmerksam werden. Wirklich sehr geschickt! Der Untertitel "Die Begabte" ist gewiss nicht falsch, aber in Zusammenhang mit dem Klappentext doch sehr irreführend. Wie gesagt, der Schwerpunkt wird hier leider etwas falsch gesetzt. Der Originaltitel Thief's Magic passt da erstaunlich besser, aber ich sehe ein, dass dieser in der Übersetzung irgendwie etwas verlieren würde - außerdem würde das dann mit dem sehr passenden Reihentitel kollidieren.

Fazit

Trudi Canavans "Die Magie der tausend Welten - Die Begabte" ist wieder einmal ein toller Reihenauftakt. Es ist einfach faszinierend, wie die Autorin Magie immer neu interpretiert. Originalität scheint für sie kein Problem darzustellen, ebenso wenig wie grandiose Settings, sympathische Protagonisten und interessante Plots. Allerdings reicht es dieses Mal trotzdem nicht für die volle Punktzahl. Nicht nur werden durch den Klappentext falsche Erwartungen geschürt, sodass der zweite Handlungsstrang völlig überraschend daherkommt, sondern dieser wird auch einfach an keiner Stelle mit dem erwarteten ersten Handlungsstrang verknüpft. Vermutlich erklärt sich das in den Folgebänden, aber hier hat es mich doch arg irritiert. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch nicht nur Fans der Autorin empfehlen, rate aber dazu, vielleicht bis zum Erscheinen von "Der Wanderer" zu warten. 4/5 Bücher! 

Die Autorin

© Random House/Isabelle Grubert

Trudi Canavan wurde 1969 im australischen Melbourne geboren. Sie arbeitete als Grafikerin und Designerin für verschiedene Verlage und begann nebenbei zu schreiben. 1999 gewann sie den Aurealis Award für die beste Fantasy-Kurzgeschichte. Ihr Erstlingswerk, der Auftakt zur Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier, erschien 2001 in Australien und wurde weltweit ein riesiger Erfolg. Seither stürmt sie mit jedem neuen Roman die internationalen Bestsellerlisten. Allein in Deutschland wurden bislang über 2,5 Mio Bücher von Trudi Canavan verkauft.

Die Reihe

Die Magie der tausend Welten Trilogie

  1. Die Begabte / Thief's Magic (Millenium's Rule #1)
  2. ??? / Angel of Storms (Millenium's Rule #2)
  3. ??? / Successor's Son (Millenium's Rule #3)

Prefer it in English?


Originalcover

Mein Dank geht an...

...den Penhaligon Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

4 Kommentare:

  1. Da sind wir uns im Groben ja tatsächlich sehr einig, allerdings liegt unsere Sympathieverteilung ja komplett gegensätzlich bei Tyen und Rielle. :D

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  2. Hallo!

    Deine Rezension betrachtet dieses Buch ja aus einem völlig anderen Winkel. :D
    Was die Charaktere angeht, so hab ich beide sehr gern gemocht. Ich fand es einfach toll, wenn auch unerwartet, dass es zwei Handlungen gab.

    Mit den Welten hatte ich genau den selben Gedanken, Steam Punk und eine streng Religiöse Welt.

    Ich hab deine Rezension mal in meiner Verlinkt. Falls es nicht recht ist, einfach ein Kommentar bei mir hinterlassen.

    Liebe Grüße
    Henrik

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    1. Na, da muss ich mir Deine Rezi doch wohl direkt mal anschauen :)

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